Die lieben Nachbarn
und andere wertvolle Tippgeber
In freier Abwandlung nach Wilhelm Busch: Ach was muss man doch von bösen Nachbarn hören und auch Lesen...........
Und wieder hält einem Frau Schmidt auf der Straße an und beschwert sich über den kleinen Rüpel, "Wenn das meiner wäre, na da würde schon Ordnung einziehen!", erzählt sie zum x-ten Mal und ergänzt, "Sie erziehen den Bub falsch!". Und einmal ganz ehrlich, wie oft ist Ihnen durch den Kopf gegangen, vielleicht hat sie recht, die Schmidten, vielleicht bin ich Schuld, erziehe ich den Bub nicht richtig?
Lösen Sie sich von diesen Vorstellungen. Nein ADD ist keine Frage von Erziehung. Auch alles was ich Ihnen hier versuche zu vermitteln, kann ADD nicht heilen, es kann nur helfen, Ihr Leben und das Ihres Kindes einfacher zu gestalten. Aber Sie können ADD nicht wegerziehen!
Ich habe zum Erstellen dieser Seiten viele tausend Seiten aus der Literatur, aus Diplom- und Doktorarbeiten gelesen, und es war für mich zutiefst erschreckend, in wie vielen Ansätzen, vor allem von Pädagogen, die Schuld den Eltern gegeben wird. Das geht so weit, dass zum Beispiel eine Frau Anita Hohenegger in Ihrer 1997 eingereichten Diplomarbeit an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck die These aufstellt, dass eine medizinische Erklärung des ADD nur dazu dient, Eltern, Ärzte, Psychologen und Erziehern ein Alibi zu geben. Den was medizinisch bedingt ist, dafür sei man nicht Schuld. Und das schlimme daran ist, diese Dame ignoriert dabei jede Art von Nachweis der medizinischen und genetischen Ursachen des ADD und behauptet laufend, dass das nicht bewiesen sei. Schaut man sich Ihr Literaturverzeichnis zu diesem Machwerk an, stellt man fest, dass sich darin sogar Cordula Neuhaus zitiert wird. Aber alles, was nur im geringsten den medizinischen Erklärungen bei Frau Neuhaus dient, wird ignoriert.
Frau Diplompädagogin Beate Gröller hat eine Arbeit veröffentlicht, in der sie beweisen will, dass die Erziehung durch die Mutter das Problem ist und sie bietet einen Mütterkurs an, der dem abhilft. Als Beweis führt sie eine Mutter an, die vor dem Kurs 9 Kriterien des Fragebogens nach DSM III R angekreuzt hat, nach dem Kurs nur noch 3. Damit sei ADD geheilt. Nun frage ich jeden klardenkenden Menschen, wie kann das ein Beweis sein, wenn der Kurs auf Einstellungsänderungen beruht und die Mutter dadurch die Einstellung zu Ihrem Kind geändert hat? Nebenbei, man findet in dieser Arbeit auch sehr viele kluge Gedanken, vieles ist durchaus sehr gut geeignet, das Verhältnis zwischen Mutter und Kind zu verbessern.
Leider gibt es auch eine Anzahl Lehrer, die nicht gewillt sind, Ihre Einstellung zu ändern, dass diese Kinder nur falsch erzogen sind. Manchem von ihnen kann man das nicht einmal verdenken, gab es doch eine Lehrerweiterbildung, wo genau das erklärt wurde. Ich weiß, wie belastend das für die Eltern ist und es ist fast nicht möglich, das notwendige Vertrauensverhältnis zwischen Elternhaus und Schule herzustellen.
Was also tun? Hören Sie nicht auf jedes Gewäsch! Informieren Sie sich gründlich über das Thema ADD. Achten Sie dabei aber darauf, dass Ihnen nicht irgendwelche Wunderheiler Ihre Literatur unterschieben. Bilden Sie sich Ihre Meinung und handeln Sie danach. Kämpfen Sie für Ihr Kind.