Hyperkinetische Störungen nach ICD 10 (1991)

(Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision)

 

 

Diese Gruppe von Störungen ist charakterisiert durch einen frühen Beginn (sie sollen vor dem 6. Lebensjahr begonnen haben), einem Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen, die kognitiven Einsatz verlangen, und eine Tendenz, von einer Tätigkeit zu einer anderen zu wechseln, ohne etwas zu Ende zu bringen. Hinzu kommt eine desorganisierte, mangelhaft regulierte und überschießende Aktivität.

Verschiedene andere Auffälligkeiten können zusätzlich vorliegen: Hyperkinetische Kinder sind oft achtlos und impulsiv, neigen zu Unfällen und werden oft bestraft, weil sie, eher aus Unachtsamkeit als vorsätzlich, Regeln verletzen. Ihre Beziehung zu Erwachsenen ist oft von einer Distanzstörung und einem Mangel an normaler Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Bei anderen Kindern sind sie zumeist unbeliebt und können isoliert sein. Kognitive Beeinträchtigung ist häufig, spezifische Verzögerungen der motorischen und sprachlichen Entwicklung kommen überproportional oft vor. Sekundäre Komplikationen sind dissoziales Verhalten und niedriges Selbstwertgefühl.

Die Hauptsymptome sind beeinträchtigte Aufmerksamkeit und Überaktivität. Für die Diagnose sind beide notwendig. Darüber hinaus sollen sie in mehr als einer Situation (z.B. zu Hause, in der Klasse oder in der Klinik) in Erscheinung treten.

Die beeinträchtigte Aufmerksamkeit zeigt sich vor allem darin, dass Aufgaben vorzeitig abgebrochen und Tätigkeiten nicht zu Ende geführt werden. Die Kinder wechseln häufig von einer Aktivität zur anderen, wobei sie anscheinend das Interesse an einer Aufgabe verlieren, weil sie zu einer anderen hin abgelenkt werden.

Überaktivität bedeutet exzessive Ruhelosigkeit, besonders in Situationen, die relative Ruhe erfordern. Situationsabhängig kann sie sich im Herumlaufen oder Herumspringen äußern, im Aufstehen, wenn dazu aufgefordert wurde sitzen zubleiben, in ausgeprägter Redseligkeit und im Lärmen oder im Zappeln und Wackeln bei Ruhe. Dieses Verhaltensmerkmal zeigt sich am deutlichsten in strukturierten Situationen (z.B. Unterricht), die ein hohes Maß an eigener Verhaltenskontrolle erfordert.