Gedanken zur Pädagogik bei ADD-lern

 

Vorbemerkungen

Immer wieder werde ich von vor allem jungen Pädagogen gefragt, wie kann ich Kindern in der Schule helfen, die Probleme mit der Aufmerksamkeit und der Konzentrationsfähigkeit haben, und ist es überhaupt notwendig, dass diese besonders gefördert werden. Ich habe daher einmal versucht, meine „Erkenntnisse“ zu diesem Thema hier zusammenzufassen. Dabei möchte ich besonders darauf hinweisen, dass ich der Meinung bin, dass sich die hier aufgezeigten Möglichkeiten nicht nur bei Kindern mit ADD bewähren, sondern wohl jedem Kind zu gute kommen. Und um meinen Kritikern gleich ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen, einer der Hintergründe dieser Gedanken liegt auch darin, dass ich mich beruflich mit dem Thema Ausbildung beschäftigen durfte.

Also beginnen wir mit grundsätzlichen Bemerkungen zum Thema Aufmerksamkeit und Konzentration, sicher von jedem Lehrer im Studium gehört, aber zur Auffrischung ganz angebracht.

Aufmerksamkeit und Konzentration

Beschäftigen wir uns zuerst mit einigen Grundlagen zur Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit. 

Unter Aufmerksamkeit versteht man allgemein:

    -         einzelne Verhaltensweisen, die zielgerichtet aufeinanderfolgen

-         sie ist an einzelne Voraussetzungen gebunden, wie kein vorschnelles Handeln, die Handlungen strukturieren, Vorerfahrungen einbeziehen und wach mit dem Thema beschäftigt sein,

-         Aufmerksamkeit bedarf bestimmter Grundlagen der Orientierung, wie genauem Zuhören, Hinschauen, Beschreiben oder der genauem Wiedergabe des Aufgenommenen.

Konzentration ist die Fähigkeit, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, die Aufmerksamkeit auf eine Sache zu richten. Oder anders, Konzentration ist höchste Aufmerksamkeit.

 

Was ist nun das Problem bei ADD die Aufmerksamkeit betreffend?

Kinder mit ADD sind in aller Regel sehr impulsiv! Dadurch kommt es zu besonders schnellen Reaktionen! Aus dem ersten Impuls heraus erfolgt eine Antwort, erfolgt die „richtige Lösung“, sogar schneller als eine durch Raten! Hier liegt ein erstes Handicap. Im engen Zusammenhang damit steht, dass aufgrund dieser Spontaneität der Aspekt des Einbeziehens der Vorerfahrungen oft vollkommen unberücksichtigt bleibt. Während bei aufmerksamer Verarbeitung einer Aufgabenstellung gezielt einzelne Aspekte einer Situation betrachtet werden und andere außer acht bleiben, wird bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefiziten das oft vollkommen außer acht gelassen und es strömt die Gesamtheit aller Erfahrungen ungeordnet in die Lösung ein. Und durch die Spontaneität unterbleibt das notwendige handlungssteuernde und handlungs-organisierende Herangehen zur Vermeidung von Fehlern und zur Einhaltung des eigenen Lösungsweges. Dazu kommt, dass durch eine geänderte Reizverarbeitung, es werden sehr viele Reize ungefiltert gleichzeitig aufgenommen, es den Kindern kaum möglich ist, länger bei einer Sache zu bleiben, so sie diese nicht außerordentlich interessiert. Selbst kleine andere Reize lenken die Kinder von der eigentlichen Aufgabe ab. Und da sie ständig nach neuen Reizen suchen sind sie auch schnell gelangweilt.

 

Fassen wir zum Schluss noch einmal die häufigsten „Verhaltensauffälligkeiten“ eines ADD-lers zusammen.

-         leichte Ablenkbarkeit

-         kurze, dafür jedoch sehr intensive Aufmerksamkeitsspannen

-         fehlende persönliche Organisation

-         Impulsivität

-         ein verzerrtes Zeitgefühl

-         Schwierigkeiten bei der Befolgung von Anweisungen

-         Teilweise depressiv

-         Ungeduld und schnelle Enttäuschung

Wir sehen also, eigentlich sind das für ein Kind gar nicht so seltene Merkmale. Zu Problemen kommt es aber durch die Stärke des Auftretens und durch die Kombination der Komponenten in unserer Gesellschaft.

Sozialverhalten

Über „unangepasstes“ Sozialverhalten ließe sich sicher trefflich streiten. Den was „richtiges“ Sozialverhalten ist, bestimmt die Umwelt. In einer anderen Umgebung fallen die „Eigenheiten“ eines ADD-lers häufig gar nicht auf, einer der Gründe, warum es immer wieder Leute gibt, die über eine Zivilisationskrankheit sprechen. Nun soll es nicht Aufgabe dieses Aufsatzes sein, zu philosophieren, es geht ja vielmehr um die Suche nach Möglichkeiten der Hilfe für die Betroffenen.

Beim Sozialverhalten dieser Kinder muss man immer daran denken, was sie in der Vergangenheit bereits erleben mussten. Wie oft haben sie zu hören bekommen, „Du hast ja schon wieder ....!“, „Du hast schon wieder nicht ...!“ u.s.w. Diese Kinder haben ihr Leben lang erfahren müssen, sie sind "schlecht"! Sie konnten nie die in gestellten Erwartungen, die an sie gestellten Forderungen erfüllen. Ihre Umwelt hat sie nie verstanden, hat ihn das auch zu spüren gegeben, sie kapseln sich ein, können nur sehr schwer Vertrauen fassen zu anderen, da dieses schon zu oft getäuscht wurde. Aus ähnlichen Motiven kommt es auch zur Abschottung von Gleichaltrigen, es kann ihnen nämlich nicht gelingen sich in den "Rudelkämpfen" in der Clique zu behaupten. Es ist ein oft beobachtetes Phänomen bei ADD-lern, dass sie mit
Gleichaltrigen ganz und gar nicht können, aber im Kreis der jüngeren und auch im Kreis der Älteren eine gewisse Beachtung finden. 

Durch dieses Erleben hat ihr Selbstwertgefühl im Laufe der Zeit erheblich gelitten. Bedingt auch durch die Spontaneität kommt es zu aggressiven Abwehrreaktionen oder durch ihre Gradlinigkeit sagen sie ungeschminkt, was sie denken. Sie selbst können dabei gar nicht begreifen, dass andere deswegen beleidigt sind, isolieren sich aber damit noch mehr.

  

Eine andere Sicht der Dinge

Ich möchte doch noch einmal auf einen philosophischen Aspekt des ADD eingehen. Der amerikanische Autor Thom Hartman hat in seinem Buch „Eine andere Art die Welt zu sehen“, Sie finden nähere Angaben zu diesem Buch hier beim Zappelphilipp unter Literatur, eine andere Sicht erläutert. Er stellt den ADD-ler als Hunter, als Jäger, dar, den „Normalo“ dagegen als Farmer, als Bauern. Eine Zusammenfassung dieser Sichtweise stelle ich hier einmal als Auszug aus dem Buch zur Verfügung und bitte Sie auch darüber einmal nachzudenken. Für den Umgang mit ADD-lern kann das in meinen Augen sehr hilfreich sein.

 

Eine neue Sichtweise auf ADD:

keine Störung, sondern ein durch natürliche Anpassung entstandener Wesenszug

 

Wesenszug in der „Störungs“-Sichtweise

Wie sich diese aus der Sicht der „Hunter“ präsentiert:

Im Gegensatz dazu der Wesenszug der Farmer

Leicht abzulenken.

Überwacht ständig die Umgebung.

Nicht leicht von der augenblicklichen Aufgabe abzulenken.

 

Kurze Aufmerksamkeitsspanne, können sich aber über lange Zeit hinweg ungeheuer intensiv konzentrieren.

 

Können sich ohne jede Verzögerung sofort auf die Jagd begeben.

Können eine stetige, verlässliche Bemühung aufrechterhalten.

Schlechte Planer, unordentlich, chaotisch und impulsiv (übereilte Entscheidungen).

Flexibel; bereit, Strategien schnell abzuändern.

Sind ordentlich und wohlorganisiert. Sie haben Langzeitstrategien und halten sich daran.

 

Verzerrtes Zeitgefühl: keine Vorstellung davon, wie lange es dauern könnte, eine bestimmte Aktion auszuführen.

Unermüdlich: können lange Strecken durchstehen, aber nur, wenn sie „auf einer heißen Spur“ sind und ein Ziel verfolgen.

Sie sind sich der Zeit und der Zeitpläne bewusst, sie bekommen ihre Aufgabe rechtzeitig fertig, sie legen ein stetiges Arbeitstempo vor, haben ein gutes „Durchhaltevermögen“.

 

Ungeduldig.

Ergebnisorientiert. Sind sich beinahe schmerzhaft bewusst, ob sie sich dem Ziel im Augenblick nähern oder nicht.

 

Geduldig. Sind sich darüber im klaren, dass „gut Ding Weile haben will“. Sind bereit zu warten.

Können schlecht Wörter in Konzepte umwandeln und umgekehrt. Können u.U. auch Leseschwächen haben.

Visuelle/konkrete Denkweise, sehen ein erreichbares Ziel klar vor sich, auch wenn ihnen dafür noch die Worte fehlen.

 

Sind viel eher in der Lage, Ziele zu verfolgen, die im Augenblick nicht leicht zu sehen sind.

Haben Probleme, die Anweisungen anderer zu befolgen.

 

Unabhänig.

Teamfähig.

Tagträumer.

Langweilige Aufgaben öden sie an; sie lieben neue Ideen, Aufregung, „die jagd“, das Verfolgen einer „heißen Spur“.

 

Konzentriert. Gut bei der genauen weiteren Durchführung, achten auf Details, „kümmern sich ums Geschäft“.

Handeln, ohne die Konsequenzen zu bedenken.

Sind willens und in der Lage, Risiken auf sich zu nehmen und der Gefahr ins Auge zu blicken.

 

Sorgfältig und sorgsam: „Erst schauen, dann springen.“

Ziemlich ungehobelte Umgangsformen.

„Keine Zeit für Feinheiten, wenn es darum geht, Entscheidungen zu fällen!“

Umsorgen andere, schaffen und fördern die Werte der Gemeinschaft, spüren, ob etwas von Dauer sein wird.

       

 

„Hilfen“ durch den Lehrer

 

 

Sorry, ich bin noch nicht fertig mit diesem Beitrag!

Also bitte Geduld, vielleicht steht in Kürze hier schon mehr, dann besteht auch die Möglichkeit für einen direkten Druck!